Welche Ziele haben Tage der Orientierung?
Die Intention von Tagen der Orientierung, einen Beitrag zu leisten, dass das Leben der Schüler und Schülerinnen gelingt, lässt sich auf folgende Zielbereiche hin konkretisieren:
- Persönlichkeit entfalten
- Gemeinschaft in der Gruppe / Klasse erleben und mitgestalten
- Glaubensorientierung
Persönlichkeit entfalten
Tage der Orientierung sollen einen Beitrag dazu leisten, dass junge Menschen ihre Persönlichkeit ganzheitlich auf der Grundlage des Evangeliums entfalten.
Gespräche, meditative Übungen, Übungen zur Körperwahrnehmung, kreative oder erlebnispädagogisch orientierte Angebote und Spiele ermöglichen neue Erfahrungen mit sich selber und helfen, auch kaum oder noch nicht wahrgenommene Möglichkeiten zu entdecken oder wenig entwickelte Fähigkeiten zu vertiefen. Sie geben den Schülerinnen und Schülern Anstöße, ihre Lebenserfahrungen und ihre Fragen zu bedenken (Beziehungen, Sexualität, Tod, gesellschaftliche Probleme wie Gewalt ...) und Impulse für neue Perspektiven und Orientierungen. In einer Zeit, in der junge Menschen immer mehr zu den Architekten ihrer eigenen Biografie werden, sind Tage der Orientierung eine Hilfe bei der Identitätsfindung.
Gemeinschaft in der Gruppe / Klasse erleben und mitgestalten
Tage der Orientierung fördern die Gemeinschaft untereinander und tragen zu einer Verbesserung des sozialen Verhaltens bei.
Tage der Orientierung helfen, die einzelnen Mitschüler und -schülerinnen (und damit auch sich selber) neu und differenzierter wahrzunehmen, und in der Gruppe das Vertrauen aufzubauen, das es ermöglicht, miteinander über persönliche Dinge ins Gespräch zu kommen.
Die Schülerinnen und Schüler bekommen Hilfen, eigene Bedürfnisse und Interessen wahrzunehmen, sie in die Gruppe einzubringen, sie miteinander abzustimmen und nach Möglichkeiten der Verwirklichung zu suchen.
Wenn die Tage der Orientierung mit der Klasse stattfinden, erleben die Schüler und Schülerinnen ihre Klasse als ein Netz von Beziehungen, in dem es möglich ist, Solidarität und Gemeinschaft zu erfahren, Verschiedenheiten zu respektieren und Wege der Konfliktbearbeitung zu finden.
Glaubensorientierung
Die Fragen der Schülerinnen und Schüler nach den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten, der Suche nach der eigenen, unverwechselbaren Identität und der Sehnsucht nach Angenommen-Sein und der Anerkennung weisen nach unserer Überzeugung als Christen über die unmittelbar wahrnehmbare Wirklichkeit hinaus. Sie sind im letzten die Sehnsucht nach Gott.
Bei den Tagen der Orientierung stehen zunächst die Fragen und Bedürfnisse der Schüler und Schülerinnen im Mittelpunkt. Wir orientieren uns damit an der Praxis Jesu, der sich für die Menschen interessiert, mit ihnen mitgeht und Fragen stellt. Dass die Schülerinnen und Schüler Verständnis und Annahme erfahren, dass sie in ihren Fragen ernst genommen werden, ist eine „stille, aber sehr kraftvolle und wirksame Verkündigung der Frohbotschaft“ (Evangelii Nuntiandi 21). In diesem Klima des wachsenden Vertrauens unter den Schülern und Schülerinnen, aber auch zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entsteht immer wieder der Raum, in dem Fragen nach der Lebensorientierung und nach dem Glauben auftauchen.
Zu einer wirksamen Evangelisierung muss - zur rechten Zeit - zum „Zeugnis ohne Worte“ die ausdrückliche Verkündigung kommen (Evangelii Nuntiandi 22). Die Jugendlichen untereinander und die Mitarbeiter uns Mitarbeiterinnen sind gemäß der je eigenen Berufung als suchende und glaubende Christen Zeugen für Gott, der jeden in seiner Weise anspricht. Dies kann in Gesprächsrunden oder in informellen Gesprächen geschehen. Für beide Seiten, sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für die Leitung kann es eine ermutigende Erfahrung sein, den anderen am eigenen Glauben teilhaben zu lassen und diesen ins Gespräch zu bringen.
Besinnungsangebote oder auch Gesprächsrunden können der Raum sein, die Erfahrungen Jugendlicher in einer behutsamen und anbietenden Form in einem christlichen Sinn zu deuten. Eine besondere Chance von Tagen der Orientierung ist es, den Glauben oder die Sehnsucht nach dem Glauben in einer der Gruppe angemessenen liturgischen Form zum Ausdruck zu bringen und zu feiern, sei es in einem Gebet, einer Besinnung oder einer Eucharistiefeier.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Tagen der Orientierung ist es entscheidend, sowohl die Geduld zu haben, die Fragen, Themen und Bedürfnisse ernst zu nehmen und mit den Schülerinnen und Schülern „mitzugehen“, aber auch den Mut und die Sensibilität, zur rechten Zeit und in der geeigneten Form Zeugnis ihres Glaubens zu geben.
Bei aller differenzierten Ausfaltung der Ziele dürfen die Erwartungen an die Orientierungstage, vor allem aufgrund der kurzen Zeit, nicht zu hoch angesetzt werden. Sie können nur "Impulscharakter" haben. Jugendliche erhalten auf ihrer Suche nach Sinn und eigenen Werten bei den Tagen der Orientierung wichtige Anstöße. Umso notwendiger ist es, dass die Tage der Orientierung in einer geeigneten Form nachbereitet werden und in andere schul- und jugendpastorale Angebote eingebettet sind.